Manche Dinge sind ja Zufall, aber bei anderen bin ich mir nicht so sicher. So feiern wir 2019 den 50sten Geburtstag des Internets, 40 Jahre MediaMarkt, 30 Jahre Gameboy und – für mich persönlich natürlich besonders wichtig – 20 Jahre mediaBEAM. Letzteres möchte ich zum Anlass nehmen für einen kleinen Rückblick, ein großes Dankeschön und einen Wunsch. Aber der Reihe nach.
Es ist schon eine krasse Zeit, in der wir leben – eine großartige Zeit. Und die Jubiläen oben haben daran keinen geringen Anteil. Denn unsere Welt ist sicherlich von wenigen Dingen so geprägt wie von digitalen Technologien und deren massenhafter Verbreitung. Auch wir – Frank und ich – waren Ende der 90er geprägt von dieser Entwicklung, als wir uns fragten: „Wenn das Internet überall auf der Welt ist, wieso sind dann unsere eigenen Daten – die Kontakte, Termine, E-Mails und Faxe – eigentlich nur zuhause am PC oder am Arbeitsplatz erreichbar?“ Man muss sich die Zeiten vorstellen: Es gab kein Smartphone, viele hatten noch nicht einmal ein Handy. Bis zum Start von Googlemail sollten noch vier Jahre vergehen. Und der Internetzugang erfolgte über ratternde 56k-Modems, die – wenn man online war – den Rest der Familie vom Telefonieren abhielten.
Zu dieser Zeit, nämlich 1999, gründeten Frank, Jörg, Heinz und ich das Unternehmen mediaBEAM. Unser Produkt hatten wir schon etwas früher online gestellt, nämlich 1998. Und es war damit der erste Unified Messaging Dienst in Deutschland – also ein E-Mail-Dienst mit Fax, SMS, Kalender, Kontakten und so weiter. Wer wissen will, wie das Produkt damals aussah, schaue auf die „WayBack Machine“ (ein Archiv des Internets). Ahaus war in der Cloud angekommen – auch, wenn die damals noch nicht so hieß.
Es war eine wirklich wilde Zeit, in der das Wort “Copyright” für das junge Internet noch nicht galt. Wenige Wochen nach dem Launch unserer directBOX ging auch web.de Freemail an den Start. Wir haben damals unseren Augen nicht getraut, denn die Webseite freemail.web.de war seinerzeit eine exakte Kopie unseres Produkts und hatte erstaunliche Ähnlichkeit (”copy&paste”) mit unserem Benutzer-Interface. Inzwischen gehört web.de gemeinsam mit gmx.net zu Deutschlands größtem Internetkonzern, der United Internet AG, was beweist, dass es manchmal eben doch gut ist, Konzepte in der Frühphase zu kopieren. Über die Frage “Wer hat’s erfunden?” hab ich übrigens schon mal in unserem Blog ausführlicher geschrieben. Grüße an dieser Stelle an Ralph und Matthias.
Zurück zu uns: Noch heute begreifen Menschen zwar, dass Autos, Häuser und Containerschiffe physisch vorhanden sind – aber glauben, dass das Internet „einfach so“ und unsichtbar existiert. Dass dem nicht so ist, kann man sich entweder im Deutschlandfunk Podcast über Deutschlands größten Internetknoten anhören – wo es interessanterweise jemanden gibt, der regelmäßig Stecker der Glasfaserkabel putzen muss – oder man fragt uns. Die mediaBEAM-Mitarbeiter der ersten Stunde – also neben uns Gründern noch Klaus & Klaus, Frank und Andreas – erinnern sich mit Sicherheit noch heute an den plötzlichen Wintereinbruch 2005, bei dem unser Rechenzentrum in Folge des münsterländischen Schneechaos überhitzte und wir nicht sicher waren, ob die Server jemals wieder hochfahren würden. Spoiler: Sie taten es! Und zwar innerhalb von Minuten – was einer der Gründe dafür ist, dass es uns noch heute gibt.
Neben der E-Mail starteten wir andere Dienste, die man heute auf der einen Seite als wegweisend betrachten kann, die aber gleichzeitig wie aus einer anderen Galaxie zu stammen scheinen. Ein Beispiel: Unter dem Namen “yesms.de” boten wir einen Dienst an, bei dem man selbst Handylogos – so nannte man damals das Hintergrundbild des Homescreens – gestalten und sich per SMS zuschicken lassen konnte. Heute mag man sich darüber wundern. Aber die damaligen Geräte hatten weder Internetverbindung noch Kamera – es blieb also nur der Umweg über die SMS, über den man das kleine schwarz-weiß-Display personalisieren konnte. Oder “webruf.de”, ein echtes Erfolgsmodell in der Frühphase des kommerziellen Internet. Auf dieser Webseite konnte man sich per Web das schicken, was man heute noch hört, wenn man eine SMS an eine Festnetznummer sendet – nämlich, dass der Text einem vorgelesen wird. Das ermöglichte einem zum Beispiel, sich per Telefon an Termine erinnern oder wecken zu lassen.
Finanziert wurde unser Unternehmen über das, was man heute „Bootstrapping“ nennen würde – man kann auch sagen, dass wir das Unternehmen eigenfinanziert haben; Münsterländer sind halt Münsterländer. Die Entscheidung war in der New Economy Zeit recht ungewöhnlich. In den Jahren nach unserer Gründung wurden einige Unternehmen richtig groß, allen voran – wie schon erwähnt – gmx und web.de. Viele andere mussten Insolvenz anmelden. Wir aber wuchsen stetig weiter – und das vor allem über Kooperationen.
Die erste wichtige dieser Kooperationen war die mit eBay. Wir boten zunächst unter telefonbieten.de einen Dienst an, bei dem man per Festnetztelefon an Auktionen teilnehmen konnte. Denn wie jeder eBay-Nutzer weiß, beginnt die heiße Phase jeder Auktion in den Minuten vor dem Ende – und da man zu dieser Zeit nicht immer zuhause ist, aber das Smartpone noch nicht erfunden war, gaben wir den Nutzern eine Chance, ein letztes Gebot abzugeben. Man wurde angerufen und konnte per Tastentelefon mitbieten. Die Dienstleistung schlug ein. Folgerichtig war der Hunger groß, auch ganz still und heimlich per SMS mitbieten zu können. Auch diesem Bedürfnis begegneten wir mit dem Schwesterprodukt smsbieten.de
Wir launchten später eine Reihe weiterer Services im eCommerce-Umfeld. So boten wir als eBay-Dienstleister dynamische Werbebanner an – die überaus erfolgreichen eBay Relevance Ads (schöne Grüße an Ralph – mit dem ich später ein StartUp gründete, Rainerund Dominik). Dynamisch heißen sie, weil sich der Inhalt der Banner nach dem Inhalt der Webseite richtete: Steht auf der Seite ein Kochrezept, werden hochwertige Salzstreuer angeboten; geht es auf der Seite um Autos, zeigt das Banner die passenden Felgen an. Heute ist diese Art Banner allgegenwärtig – in Form von Google Adwords, Amazon Werbung usw. Aber damals war es neu und wir haben es zusammen mit unserem Partner MindUp (Grüße an Joachim) zum weltweiten Patent angemeldet. Zum Einsatz kam dabei auch so genannte Fuzzy Logic, eine frühe Form künstlicher Intelligenz. Bis heute haben wir solche Angebote in unserem Portfolio, unter anderem für Kunden wie autoscout24, in dessen Auftrag wir Fahrzeugmärkte unter anderem für die Automobilhersteller Smart und Hyundai betreiben.
Auch das Thema E-Mail gingen wir in Kooperationen an. So sind wir heute sowas wie „der größte E-Mail-Provider, den keiner kennt“. Denn alle User, die eine E-Mail-Adresse von Vodafone Kabel Deutschland haben, nutzen im Endeffekt unseren Dienst, und das bereits seit 2006 (Grüße an Werner und Harald). Wir sind somit im Laufe der Jahre zu einem der fünf größten E-Mail-Provider Deutschlands herangewachsen. Unsere Cloud-Plattform besteht mittlerweile aus einem kompletten Office-System, aus dem sich unsere Kunden – wie zum Beispiel die Vodafone Deutschland – diejenigen Bestandteile aussuchen, die für ihre Kunden relevant sind.
Während es bei den einen Kunden das Thema E-Mail ist, benötigen andere Kunden das gesamte Office-System und noch mehr. So bietet der Landwirtschaftsverlag basierend auf unserer Lösung das Produkt “top farmplan” an, mit dem Landwirte ihren gesamten Hof über eine Cloud-Lösung steuern können. Vom Scan der Lieferscheine, der Verwaltung des Acker- und Viehbestands bis zur Erstellung von Word-, Excel- und Powerpoint-Dokumenten. Im Grunde ein SAP und Microsoft Office für den Landwirt. Das Besondere daran: Die fachspezifischen Module entwickelt unser Kunde in Eigenregie. Viele Grüße an Matthias, Henrike und das Entwicklerteam bei LV digital. Der Office-Teil – sorry für den Werbeblock – lässt sich übrigens auch einzeln und für jedes Unternehmen buchen (xworks.net).
Der wichtigste Faktor in unserem Unternehmen ist vom ersten Tag bis heute unser Team. Wir sind mittlerweile 22 Kolleginnen und Kollegen zwischen 17 und 61 Jahren. Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bleiben über viele Jahre bei uns. Und so einige, die wie die beiden Franks – mein Mitgründer und unser Entwickler der ersten Stunde – unser Unternehmen verlassen haben, sind uns weiterhin sehr verbunden.
Worauf wir Wert legen, ist eine fördernde und kooperative Unternehmenskultur. Wir verstehen uns als agiles, schlagkräftiges Team und treffen wichtige Entscheidungen gemeinsam – zum Beispiel beim wöchentlichen Teamfrühstück, das beinahe so alt ist wie das Unternehmen. In so einer Teamentscheidung haben wir uns im Juli 2019 auch wieder einen zweiten Geschäftsführer an Bord geholt, nämlich Markus. Er ist dafür zuständig, dass aus Ideen kundenorientierte Lösungen werden, unter anderem mit agilen Techniken wie Scrum oder MVP – vor allem aber mit dem Engagement und der Leidenschaft unserer Leute.
Dieses Team sucht weiterhin Verstärkung. Denn alle unsere Bereiche sind derzeit auf Wachstumskurs – unter anderem, weil unser E-Mail-Dienst gerade einen weiteren Großkunden gewonnen hat und sich die Nutzerzahl etwa verdreifachen wird. Wir suchen deshalb Entwickler, Administratoren sowie Kolleginnen und Kollegen im Marketing – denn wir wollen ja weiterwachsen. Wir möchten nach E-Mail, nach eCommerce-Lösungen mit künstlicher Intelligenz und nach Business 4.0 auch bei den nächsten Entwicklungen ein gehöriges Wörtchen mitreden, und zwar gemeinsam mit Dir!
Dich erwartet dabei die Möglichkeit in einem Unternehmen zu arbeiten, das seit 20 Jahren modernste Technologie in die Welt bringt. Nicht nur bei den Produkten. So haben wir bereits 1999 den Tassen-Zähler unserer Kaffeemaschine ans Internet angebunden – jeder User wusste also, wie viele Kaffee (neben Blut, Schweiß und Tränen) in die Entwicklung seiner directBOX geflossen war. Diese Möglichkeit haben wir nun „auf Stand“ gebracht: Eine Kamera und Algorithmen auf Basis von künstlicher Intelligenz erkennen, wer von uns sich am häufigsten einen Kaffee kocht. Das publizieren wir zwar nur intern – und mitmachen muss auch nur, wer Lust darauf hat. Aber es zeichnen sich gewisse Tendenzen ab. Mal sehen, ob wir bald unseren Chief Coffee Officer küren! Mein Wunsch – ich hatte oben angekündigt, dass es in diesem Post einen geben wird – wäre, dass Du es bist, der zu uns kommt und sich diesen Titel sichert.
Nach diesem kleinen Ausflug in die Welt des Recruiting – sorry, aber wir suchen wirklich wirklich wirklich dringend – möchte ich zu dem zurückkommen, was der eigentliche Anlass dieses Posts war. Ich möchte Danke sagen: Danke an alle Kunden, Partner und Freunde, die uns über all die Jahre die Treue gehalten haben. Und danke vor allem an ein fantastisches Team, das dieses Unternehmen zu einer der besten Entscheidungen meines Lebens macht – und zum geilsten Arbeitsplatz des Planeten!
Euer Jochen!
Comments are closed.