„Entscheidend ist, dass das Wir-Gefühl nicht verloren geht“
In der vergangenen Woche hatte ich Gelegenheit, aus aktuellem Anlass einige Fragen der hiesigen Lokalzeitung zu beantworten. Bei der Gelegenheit: Ich schätze es sehr, dass unsere Lokalzeitung im Moment gefühlt noch näher dran ist an den brennenden Lokalthemen. Auch der tägliche Newsletter mit jeweils persönlicher Einleitung eines wechselnden Redakteurs ist eine wichtige Quelle des momentan so wichtigen „Wir-Gefühls“. Aus diesem Grund kopiere ich hier einmal den Hashtag #wirhaltenzusammen aus unserer Lokalzeitung mit Link zur Coronakrisen-Schwerpunktseite.
Wie sehr trifft mediaBEAM die Corona-Krise? Oder ist gerade der IT-Bereich absolut ausgelastet?
Zunächst einmal möchte ich an dieser Stelle die Chance wahrnehmen, um mich bei allen Menschen zu bedanken, die in diesen schweren Zeiten “den Laden am Laufen halten”. Mit Laden ist nicht unsere Firma gemeint, sondern unser Land. Es tut gut, zu sehen, dass die Menschen in diesen Zeiten füreinander einstehen. Und es beruhigt, dass alle Bürger besonnen mit der Krise umgehen, obwohl so viele Existenzen bedroht sind.
In dieser Situation ist es mir ehrlich gesagt unangenehm zuzugeben, dass wir wie die meisten IT-Unternehmen aktuell sehr ausgelastet sind. Wir ermöglichen ja vielen hunderttausend Endkunden unserer Lizenznehmer – so z.B. den Vodafone-Kunden – per E-Mail zu kommunizieren. Darüber hinaus haben wir eigene Produkte im Angebot, mit denen kleine bis mittelgroße Firmen die Zusammenarbeit an Dokumenten digitalisiert haben. Wir halten also ein Stück weit die digitale Infrastruktur in Deutschland am Laufen.
Denn wenn die Menschen zuhause sind, sind Cloud-Lösungen für eine effiziente Zusammenarbeit besonders wichtig. Wir hängen uns daher momentan extrem rein, so dass die Dienste für alle Kunden zu jeder Zeit gut laufen.
Mussten Sie ihre Arbeitsabläufe grundlegend ändern oder hat sich in Sachen Homeoffice bei mediaBEAM so gut wie nichts verändert?
Da wir im Team bereits seit vielen Jahren ausschließlich mit Cloud-Lösungen arbeiten und alle Mitarbeiter über ein Firmen-Notebook verfügen, konnten wir vor zwei Wochen glücklicherweise sehr einfach auf Homeoffice umstellen. Seitdem ist unser Büro quasi leer – nur 4 Leute arbeiten noch vor Ort, da diese Kollegen aus verschiedenen Gründen zuhause nicht so gut arbeiten können wie im Büro – sei es ein fehlendes Arbeitszimmer oder eine unzureichende Internetverbindung.
Generell gilt bei uns: Ob man zuhause oder im Büro arbeiten möchte, bestimmen die Mitarbeiter in Absprache mit ihrem Team selbst. Dass aber – wie aktuell – fast alle gleichzeitig zuhause sind, ist auch für uns neu. Da ist es dann sehr wichtig, dass das Team zusammenhält, auch wenn sich die Leute viele Wochen lang nicht sehen werden.
Was sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten Dinge die jeweils der Chef / der Mitarbeiter beim Homeoffice beachten sollte?
Aus meiner Sicht sollten Chefs folgendes beherzigen:
- Vorgesetzte sollten nicht glauben, dass Homeoffice von allein funktioniert. Natürlich benötigen die Mitarbeiter gute Software, aber vor allem auch Routinen wie regelmäßige Online-Meetings, damit die Truppe auch weiterhin zusammenhält – übrigens: am besten per Videokonferenz.
- Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter an die Hand nehmen und die Vorteile des Homeoffice vorleben, also vor allem auch die neuen, digitalen Werkzeuge nutzen. Die Mitarbeiter werden es mitbekommen, wenn der Chef Dokumente heimlich ausdruckt, drin rumkritzelt und dann per Whatsapp der Assistenz zum Abtippen schickt.
- Entscheidungsträger sollten darauf achten, dass das Homeoffice nicht bierernst wird. Die Unternehmenskultur lebt vom Schnack an der Kaffeemaschine oder dem lockeren Austausch während der Mittagspause. Wir haben deshalb beispielsweise ganz bewusst unser Teamfrühstück digitalisiert. So sehen wir alle uns wenigstens einmal am Tag per Videokonferenz, tauschen uns aus und lachen miteinander. Das ist in diesen Zeiten wichtiger denn je.
Auch die Mitarbeiter können aktiv zum Gelingen beitragen.
- Entscheidend ist, dass das Wir-Gefühl in einer langen Abwesenheitsphase nicht verloren geht. Daher sollten Mitarbeiter öfter miteinander telefonieren, am besten sogar per Video, und nicht nur Mails schreiben. In einem Gespräch hört man die Zwischentöne oder Gefühle des Gegenübers viel besser heraus, als wenn man sich eine E-Mail schreibt oder per Chat miteinander “spricht”.
- Mitarbeiter sollten offen für Veränderung sein und den digitalen Werkzeugen eine Chance geben – auch wenn es bedeutet, dass sich Abläufe ändern. Es könnte ja sein, dass die neuen Abläufe deutlich einfacher sind – Spoiler: Fragen Sie mal einen Lehrer aus Ihrem Bekanntenkreis nach seinen jüngsten Erfahrungen mit E-Learning. Meine These: Fast alle sind begeistert.
- Man sollte gnädig zu seinem Chef sein – auch für ihn ist es oftmals das erste Mal.
Gerade in Sachen IT führen die betrieblichen Einschränkungen in Deutschland zu einem Umdenken in Sachen Digitalisierung/Homeoffice. Wie bewerten Sie das? Wird das zu einem „Quantensprung“ führen?
Diese Krise ist furchtbar für alle Betroffenen. Gleichzeitig besteht aber auch die Chance, dass wir einen enormen Digitalisierungsschub machen. Wenn ich mir anschaue, wie erfinderisch und digital Lehrer geworden sind, ist das fantastisch. Und auch, dass man nun in viel mehr Läden digital bezahlen kann, ist ein echter Fortschritt. Gerade hier in Ahaus haben wir – vielen Dank an dieser Stelle an die Kollegen von Tobit.Software – die Nase weit vorne, wenn es um digitale Prozesse im Alltagsleben geht – sei es nun beim Getränke-Bestellen per App, beim gerade erst gelaunchten Bringdienst für Waren, die die Bürger vor Ort elektronisch gekauft haben, oder abends um 20:40 Uhr bei “Quizzen macht A!”. Ich bin immer begeistert, wenn täglich um 20:40 Uhr mehr als 500 Leute hier aus Ahaus sich virtuell “treffen” um den Quizzmeister des Tages zu ermitteln. Mein Fazit: Wir sind mitten drin in einem fundamentalen Veränderungsprozess. Und ja, jede Änderung liebgewonnener Gewohnheiten kostet Kraft. Aber die Anstrengung lohnt sich und macht letztendendes oftmals sogar viel Spaß – siehe unser Ahauser Stadtquiz, das keiner mehr missen möchte.
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